Kalligrafie - eine Hassliebe

obwohl nein, wohl eher meine neue Leidenschaft

Der Kalligrafieraum meiner Schule
Der Kalligrafieraum meiner Schule

Ich würde meinen Pinsel darauf verwetten, dass jeder der circa fünf Leser dieses Blogs schon mal eine Art von 書道 ("shodou"), der japanischen Kalligrafie gesehen hat.

Es gibt diese Form der Kunst in unendlich vielen Varianten und Formen - schon beim Untergrund kann man sich nur schwer entscheiden:

Von Laternen über Holzplatten bis hin zu dem traditionellen, hauchdünnen Papier in verschiedenen Formaten ist eigentlich alles möglich.

 

besagtes traditionelles Papier :)
besagtes traditionelles Papier :)

Hier an meiner Schule bin ich in den Shodou- Klub eingetreten. Wir treffen uns zweimal in der Woche und können eigentlich frei entscheiden,

wie und was wir schreiben wollen.

Was mir bei dieser Art von Kalligrafie gefällt, ist irgendwie schwer zu beschreiben, aber es fühlt sich einfach gut an, wenn man der pechschwarzen Tinte beim Trocknen zuschaut oder man den Pinsel schwungvoll quer über das Papier zieht. 

Ich kann nur sagen, dass man, falls sich einem die Gelegenheit bietet, japanische Kalligrafie ein mal auszuprobieren (was ja nun eher nicht häufig vorkommt aber egal), sie auf jeden Fall ergreifen sollte.

 

Es ist wirklich kein Wunder, dass Japaner so alt werden, wenn sie etwas entspannendes wie Shodou haben. Und Zen- Gärten. Und Buddhismus.

 

Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, könnte das alles sogar zusammenhängen. Hm...

Diese Filzdecken legt man unter das Papier, um die Tische sauberzuhalten.
Diese Filzdecken legt man unter das Papier, um die Tische sauberzuhalten.

Die Kanjikomposition für Shodou ist eigentlich auch sehr interessant:


Das Wort besteht aus 書 und 道.

Das erstere bedeutet "schreiben" und kommt zum Beispiel auch in 報告書 (houkokusho, "Report") oder 覚え書き (oboegaki, "Notiz" oder "Memo", oboe bedeutet erinnern) vor.

Das "dou" bedeutet eigentlich Straße, in diesem Fall aber aber sowas wie Lehre oder Lehrpfad. Es ist das gleiche dou wie in 

剣道 (kendou, bzw. Kendo "Schwertpfad")

柔道 (juudou, bzw. Judo "weicher Pfad" (why?!))

茶道 (sadou, "Teepfad" (Teezeremonie usw.))


Macht also alles Sinn. Außer Judo halt. 


Kommen wir zum Teil der Hassliebe. 

Kalligrafie ist ja schön und gut: Man kann kreativ sein, seinen eigenen Style entwickeln und hat am Ende super Andenken.

Soviel zur Theorie.

 

Leider waren die ersten paar Wochen der Höhepunkt meines Neidisch-o-meters.

Denn der Austauschschüler, der mich mit zum Club gebracht hat, könnte genauso gut die Wände von alten Schreinen bemalen und man würde es nicht bemerken. Ein herber Rückschlag für mein Ego (wenn du das liest, sieh es aber bitte als Kompliment).

 

Naja, inzwischen bin ich aber eigentlich ganz zufrieden mit meinen Werken. 

 

Demnächst ist wohl Schulfest und bis dahin soll jeder aus dem Klub (wir sind drei Personen ;) ) etwas gestalten, das dann ausgestellt wird.

(Wink mit dem Zaunpfahl an meine Inspiration!)

 

 

Update: Mittlerweile haben die Sommerferien angefangen. Die Klubs treffen sich aber trotzdem, einige Sportklubs sogar jeden einzelnen Tag! Aber weil man so viel ja gar nicht schreiben kann, muss ich nur für  fünf Tage kommen. Für das Schulfest werde ich das Zeichen 夢 (Traum) malen.

 

 

 

 

Es folgen Bilder von mir, unbegnadeter Shodou- Künstlerin:

Mein erstes YouTube-Video gibt es jetzt hier!
Wenn sich das wirklich jemand anschaut, dann bitte mit Untertiteln (die sind nämlich lustig und ich habe da zu viel von meiner Schlafenszeit reingesteckt, um ignoriert zu werden).
M
einetwegen auch ohne, dann passiert aber für sechs Minuten ungefähr gar nichts.