Hanabi - Feuerblume

von Bauklotzschuhen, coolen Trommeln und Goldfischen

Es ist endlich soweit: Der von so gut wie allen japanischen Schülern sehnlichst erwartete Sommer hat begonnen! Und mit ihm auch die Sommerferien (offensichtlicher Grund für die Vorfreude), Wochen voller 

  • Hausaufgaben, ugh
  • Ausflüge
  • normaler Schlafenszeiten

und vor Allem:

  • Sommerfestivals.

Der japanische Sommer ist die Zeit, in der im ganzen Land über die unglaublich heiße Jahreszeit hinweg verteilt Lampions aufgehängt, Trommelfelle gespannt und Spielbuden aufgestellt werden.

 

Die sogenannten o-matsuri (Betonung auf dem a) variieren in ihrer Größe von Garagenfest bis hin zu ganzen mit Menschen gefüllten Parks und haben einiges zu bieten.

Es gibt immer im Ring oder in Reihen aufgestellte, kleine Büdchen, die entweder Street Food oder Spiele anbieten.

 

Und wenn ich Street Food sage, dann meine ich jegliches Street Food. Von Karaage (frittiertem Hühnchen) über kandierte Äpfel bis hin zu Döner habe ich schon alles gesehen. Und ich war erst auf zwei Festen.

Genauso wie das Essen gehören zu den o-matsuri die Yukata, die traditionellen japanischen Sommergewänder. Und hier habe ich jetzt wirklich einiges zu berichten. 

 

Alles fing (logischerweise) damit an, einen Yukata zu bekommen. Netterweise hat mir meine Gastmutter ihr Exemplar für den Abend ausgeliehen. Ich kann immer noch nicht fassen, wie unglaublich freundlich meine Gastfamilie mit mir umgeht.

 

Aber weiter im Text: Als nächstes ging es daran, den Yukata anzuziehen. Man kann sich nämlich natürlich nicht alleine ankleiden.

Und meine Gastmutter war an dem Tag arbeiten. Deshalb sind wir zum Frisör gefahren, was mich ehrlich gesagt erstmal ziemlich verwirrt hat und ich dachte schon, ich hätte mich versprochen und müsste dafür jetzt mit meinem Haar bezahlen.

 

Es war aber alles gut, denn offensichtlich gab es im Hinterzimmer eine Frau, deren Beruf es ist, Leute zu bekleiden. Außerdem stellte sich heraus, dass diese Frau auch schonmal einen Austauschschüler aufgenommen hatte und sehr freundlich war.

 

Ich musste mich dann also in T- Pose hinstellen, während sie mir den Yukata anzog. Um sich das ganze etwas bildlicher vorzustellen (kommt gleich noch ein Bild und), kann man einen Yukata ungefähr mit einem sehr schönen, zwei Meter langem Bademantel vergleichen.

 

Hier eine Skizze:

Der Längenüberschuss wird mit elastischen Bändern in einer Art überlappenden Falte auf Bauchhöhe hochgerafft aber das werde ich jetzt definitiv nicht zu zeichnen versuchen.

 

Wenn das dann alles sitzt, bekommt man noch eine korsettmäßige Mischung aus Gürtel und Schärpe umgebunden, die hinten kunstvoll in einer Schleife endet. Mir hat die nette Dame sogar noch ein kleines Blumengesteck mit eingebaut, weil sie meinte, dass das super zu meiner Frisur passe.

Sie war außerdem die einzige, die meinen perfekten Dutt gewürdigt hat, für den ich eine halbe Stunde, alle meine fünf Bobbypins (deren Story ich noch ins Tagebuch schreiben muss), zwei Haargummis und meine Nerven gebraucht habe.

Accessoires für den traditionellen Yukata sind ein Fächer (weil man sonst bei dem schwülen Klima im Sommer erstickt), ein kleiner Beutel oder Flechtkorb als Handtasche (und mit klein meine ich so klein, dass man sein Handy besser in seinem Dekolleté verstaut als darin) und geta genannte Plateausandalen aus Holz. 

 

Das Problem hier war, dass meine Gastmutter, deren Geta ich geliehen hatte, relativ klein ist und dazu noch Plateauschuhe liebt.

Deswegen hatten meine Sandalen einen Absatz von etwa 6cm und waren erstmal so schwer, dass ich eine besondere Zehenkrampf- Position einnehmen musste, um überhaupt meinen Fuß zu heben. Noch etwas anspruchsvoller wird das ganze dann dadurch, dass man im Yukata nur kleine Tippelschritte machen kann, weshalb man nicht wirklich den eigenen Schwung als Stabilisator nutzen kann.

 

Und ich hatte halt noch nie vorher Schuhe mit Absatz an. 

 

Hier habe ich versucht, meinen Encounter mit der Bahnhofstreppe festzuhalten, es wirkt aber nicht mal halb so steil, wie es war:

Aber genug mit dem Genörgel! Jetzt geht es ja erst richtig los!

 

Am Bahnhof habe ich mich mit einer Freundin getroffen, die ich bei den Prüfungen kennengelernt habe, weil sie gerade erst von einem Auslandsaufenthalt in Amerika zurück war und deshalb nicht an den Klausuren teilgenommen hat.

Weil das Fest zu dem wir wollten eine relativ große Veranstaltung war, waren die Busstationen überlaufen und wir sind zu Fuß gelaufen. Auf den laut Google Maps 3,2km bin ich nur einmal hingefallen und habe mir zwei Blasen gelaufen.

Aber es hat sich gelohnt.

 

Am Eingang zum Park wurden kostenlose Fächer ausgeteilt und nachdem wir uns mit einem Getränk erfrischt hatten, dessen Namen ich mir nicht merken konnte, ging es uns auch schon wieder besser.

An den vielen Buden konnte man viele verschiedene Spiele spielen. Es gab unter anderem Luftgewehrschießen (sieht sehr cool aus im Yukata), Tombola und Goldfischangeln, wobei letzteres meine Aufmerksamkeit erregt hat:

 

In einem 2m x 1m großen Becken befinden sich viele kleine Goldfische. Für etwa 400 Yen (2,80€) kann man sich einen Käscher aus Papier kaufen und dann sein Glück versuchen, bis er durchweicht und reißt. Die "Trophäen" darf man danach mit nach Hause nehmen oder zurück ins Becken entlassen.

Das Ganze ist natürlich nur so mittel artgerecht, würde ich jetzt mal sagen, aber naja...

 

Sobald es anfing dunkel zu werden, haben wir beiden uns noch schnell mit Essen eingedeckt und sind dann auf eine Wiese gegangen, um uns eine gute Sicht für das anstehende Feuerwerk zu sichern.

 

Das Feuerwerk selbst war spektakulär, noch viel schöner als alles, was ich bis jetzt gesehen habe. Aber wie so oft kann man das natürlich nicht angemessen fotografieren.

 

Und der letzte Höhepunkt des Tages bestand darin, den Bahnhof und seine Treppen jetzt auch im Dunkeln zu überleben.


Ist aber alles gut gegangen und in der Bahn habe ich dann nochmal einen kleinen Fotoshoot gemacht ;)