Halbzeit!

Fünf Monate im (etwas verspäteten) Rückblick

Mit den Sommerferien ist auch die erste Hälfte meines Auslandsjahres langsam aber sicher zu seinem Ende gekommen.
Nach einer etwas länger andauernden Schreibpause (Themen wie die Orientierung in Tokyo schienen mir einfach nicht interessant genug zu sein),  haue ich jetzt also mal so viel wie möglich raus über Heimweh, überwundene Schwierigkeiten und schöne Erfahrungen in den letzten fünf Monaten.

 

Zu aller erst muss ich aber gestehen, dass mein größtes Problem bis jetzt war, dass meine mitgebrachten Schulsocken zu lang für die Uniform waren. Das hier wird also wahrscheinlich kein spektakulärer Blogeintrag, denke ich. 

 

ABER:

 

HERE GOES NOTHING! Wortwörtlich...

 

 

 

Fangen wir doch mal bei meinen Lieblingsjapanern an: Meiner Gastfamilie.

 

Seit ich vor lauter Nervosität erstmal fünf Minuten länger neben dem Gepäckband am Flughafen stehen musste, um auch ganz sicher zu gehen, dass ich mein konnichiwa draufhabe, ist so viel passiert, dass mein Handy zwar überquillt mit Notizen und Ideen für neue Blogeinträge, ich aber trotzdem nichts davon in Worte fassen kann.

 

Dass das aber eine positive Sprachlosigkeit ist, habe ich vor allem der (Gast-) Freundlichkeit und Offenheit meiner beiden Gasteltern und meiner kleinen Gastschwester zu verdanken.

 

Hier kommen jetzt also Fragen und Antworten zu meinem Leben in dieser wundervollen Familie.

(Es ist traurig, wenn ich mir die alle selbst ausdenken muss, schreib mir doch gerne über Instagram oder die Kommentarbox unten Vorschläge):

 

 

Wie war dein erstes Treffen mit deiner Gastfamilie?

Wie schon gesagt, ich war so nervös, dass ich alle meine wenigen gelernten Sätze auf Japanisch komplett vergessen habe.


Zu meinem Glück ist aber meine Gastfamilie super nett und aufgeschlossen, sodass wir auf der Bahnfahrt nach Hause ohne peinliches Schweigen die ganze Zeit geredet haben. Nachdem wir angekommen waren, haben wir Teilchen gegessen und mein Gastvater hat mir mein Zimmer gezeigt.
Ich weiß noch, wie sehr ich am Anfang darauf geachtet habe, vorsichtig auf dem Sofa zu sitzen und beim Abendessen bloß kein einziges Reiskorn in meiner Schüssel übrigzulassen.

All die kleinen Details vor denen mich meine Organisation gewarnt hat.

 

Mittlerweile schlafe ich manchmal auf der Couch ein oder vergesse morgens, meine Zahnpasta ins Regal zurückzustellen.

Und ganz ehrlich? Jedes mal, wenn so etwas passiert, habe ich im Hinterkopf das Bedürfnis, mich dafür zu entschuldigen (kommt allerdings komisch rüber, offensichtlich achtet niemand auf die Position seiner Zahnpasta).


Was ich also sagen will ist Folgendes:

Niemand kann für zehn Monate wie ein nervöser Gast in einer neuen Familie leben. Man sollte sich aber trotzdem bewusst machen, wie man handelt und sein Bestes geben, niemandem zur Last zu fallen.

Was konntest du denn schon so an Japanisch als du das erste Mal angekommen bist?

 

Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Flug nach Japan angetreten habe, hatte ich seit etwas weniger als einem halben Jahr Japanisch in einem Sprachkurs in Köln gelernt. 

 

Vor Kursbeginn habe ich mir mit einigen Apps und zwei kleinen Büchern ein grundlegendes Basiswissen über die japanische Sprache zusammengekratzt.


Das bedeutet, dass ich, wenn ich mich sehr dolle konzentriert habe, Hiragana lesen und etwa zur Hälfte schreiben konnte. Außerdem habe ich mir so um die fünf oft genutzte Phrasen beigebracht ("Ich heiße ...", "ich mag ..." usw...).

 

Als ich dann fünf Monate später in Tokyo gelandet bin, war ich dann Dank meines Kurses in der Lage, Hiragana und etwa 20 Kanji problemlos zu lesen und zu schreiben, sowie ungefähr 50% der Katakana zu lesen.
Das Sprechen fiel mir sogar leichter und ich konnte einigermaßen flüssig über mich und meine Hobbys reden.

 

Das alles hört sich für Leute, die Japanisch schon länger lernen, eventuell mickrig oder sogar lächerlich an.
Ich möchte aber sagen, dass dieser Stand meiner Organisation, mir und meiner Gastfamilie vollkommen ausgereicht hat.

 

Und weil das hier ja die perfekte Gelegenheit dafür ist, kommt jetzt noch mein momentaner Stand mit Japanisch:

 

Ich möchte an einem "JLPT" genannten Japanisch- Einstufungstest teilnehmen, der weltweit sehr bekannt ist.

Das Level, für das ich mich beworben habe (N3), fordert meiner Meinung nach sehr viel, weshalb ich im Moment fast ununterbrochen lerne.

 

Davon aber mal abgesehen, kann ich mittlerweile (natürlich) beide Kana- Alphabete problemlos lesen und schreiben. Die Kanji, die ich lesen kann, würde ich auf etwa 600 schätzen und schreiben vielleicht 400.

Mein Wortschatz reicht aus, um auf Japanisch über Valenzelektronen zu reden oder einen Aufsatz über Steuern zu schreiben.

 

Außerdem habe ich anscheinend einen sehr starken Osaka-Dialekt, über den sich meine Familie wundert ("in welchem Buch hast du denn das gelernt?"). 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Familie redet selbst die ganze Zeit Dialekt...

Update: Ich habe meinen JLPT bestanden!!! Eine wundervolle Nachricht nach einem wirklich wundervollen Jahr.

Was spielen japanische Kinder? Gibt es noch Brettspiele oder nur noch Technik?

Eine gute Frage und ich habe definitiv zu lange für die Antwort gebraucht, Entschuldigung!

 

Generell würde ich sagen, dass das Verhältnis Elektronik/Analog in etwa wie in Deutschland aufgeteilt ist. Meine kleine Schwester liebt es, zu malen und sammelt jegliche Stifte, die sie in die Hände bekommt.

Motivmäßig malt sie halt eher Mangamädchen, im Gegensatz zu deutschen Mädchen, die sich auf Prinzessinnen einschießen. An dieser Front sieht es also einigermaßen normal aus. Nervig ist nur, dass sie während dem Malen (also in jeder freien Minute) Youtube schaut. Und das kann manchmal ziemlich hart sein.

 

Das Problem hier ist halt, dass ich noch nie wirklich was mit Puppen, Pink und kawaii anfangen konnte; genau das ist aber das, worauf sie steht. Gesagt habe ich natürlich noch nichts und werde es auch nicht tun. Ich kenne deutsche Mädchen, die was sowas angeht schlimmer sind.

 

Wenn sich jemand ein paar besonders schlimme Beispiele anschauen möchte, kann ich diese Videos empfehlen: